Für mich war es eben nicht einfach nur irgendein Dienstag. Der Dienstag der US-Wahlen 2024 bedeutet für viele eine Zäsur, politisch, emotional, kollektiv und persönlich. Ich habe die kollektive Angst, den Schock gefühlt, aber auch den Schmerz der Polarisierung, darüber, dass, egal auf welcher Position man steht, es eine offenbar genauso starke Position gibt, die die eigene nicht verstehen kann. Ja, sogar mit nie dagewesener Aggression angreift. Oder mit Häme auf den Verlierer geschaut wird. Es hat sich für mich zunächst aber auch etwas nach Versagen angefühlt, wie ein Rückschritt in eine Ära des toxisch Männlichen, wie eine verpasste Chance für einen kollektiven Bewusstseinswandel.
Feinfühligkeit in einer Welt des Chaos
Gleichzeitig habe ich mich bis kurz vor der Wahl kaum mit dem Wahlkampf beschäftigt. Ich bin einer der Menschen, die die vorherrschende kollektive Energie fühlen, egal, ob ich will oder nicht, in einem Raum, an einem Ort oder auch einem ganzen Land. Deutschland fühlt sich für mich zum Beispiel einengend an, etwas bedrückt oder beklommen vielleicht, vor allem aber eher apathisch. Nicht so lebendig und lebensbejahend wie andere Länder. Nicht immer und überall gleich, aber tendenziell. Ganz besonders, wenn man aus dem Ausland kommt und zum Beispiel aus dem Flugzeug steigt.
Früher habe ich immer gesagt, ich könne die Atmosphäre fühlen. Das ist Segen und Fluch zugleich. Es ist nützlich, immer sofort körperlich zu fühlen, ob man sich an einem Ort, in einer Situation oder mit einer Person wohl, sicher und zu Hause fühlt oder eher fremd und unwohl. Oder ob die Gruppendynamik gerade kippt. Ob die Wohnung passt. Oder ob jemand es gut meint mit einem. Nur kann man eben nicht immer sofort aus Situationen raus oder von Orten weg, die sich nicht gut anfühlen. Und oft genug meldet sich der Körper dann auch Mal mit Schmerzen oder Ähnlichem zu Wort.
Früher habe ich diese Feinfühligkeit dann oft unterdrückt, mich abgelenkt, dissoziiert, war gar nicht mehr so richtig im eigenen Körper. Das funktioniert allerdings heute nicht mehr so gut. Vor allem, wenn, wie am Dienstag, gefühlt die halbe Welt im Schockzustand ist (die andere Hälfte hat sich vielleicht mehr oder weniger leise gefreut, aber das macht nur die schmerzhaft tiefen Gräben inmitten des Menschheits-Kollektivs deutlich). Heute weiß und lerne ich immer mehr, dass und wie ich den kollektiven Schock, den ich fühle, durch meinen Körper leiten und loslassen kann, ohne mich zu sehr damit zu identifizieren. Und heute weiß ich, dass das eine Fähigkeit ist, die ich in meiner Arbeit und mit meinem Archetyp des Heilers nutzen kann. Aber auch, dass ich lernen muss, auf mich und meinen Körper aufzupassen.
Ich weiß, was meine Rolle ist – und was nicht
Warum erzähle ich das alles? Ich erzähle das, weil es mir gerade in Zeiten des Schocks, der Unsicherheit und Angst, und des kollektiven Umbruchs Kraft gibt, zu wissen, was meine Rolle ist, mein Purpose, mein Platz in diesem chaotischen Melting Pot des Bewusstseins. Und, dass es mich handlungsfähig macht, meine Rolle zu kennen. Zu wissen, dass meine Rolle zum Beispiel nicht ist, als Aktivist auf die Straße zu gehen oder in die Politik (das können andere so viel besser! Und ganz ehrlich, mein System käme mit den kollektiven Energien zum Beispiel einer aufgepeitschten Menge von wütenden Demonstranten überhaupt nicht klar).
Aber zu wissen, dass ich in meinem Umfeld einen Unterschied machen kann. Dass ich Menschen unterstützen kann, die vielleicht den Purpose des Aktivisten oder Künstlers haben, oder deren Rolle es ist, in politischen Organisationen oder der Wissenschaft einen Unterschied zu machen, aber an sich zweifeln oder noch in den Verstrickungen, dem Trauma, den einschränkenden Glaubenssystemen ihrer Ahnen und ihrer Seelenlinie verhaftet sind. Dass ich diesen Menschen helfen kann, in ihre Power zu kommen. Sich zu befreien und dann andere gleich mit. Vielleicht ein ganz klein wenig ein Licht scheinen lassen zu können für diejenigen, die gerade nur Dunkelheit sehen können.
Kennst du deine Rolle?
Deswegen schreibe ich heute diesen Artikel. Nicht um noch einen Kommentar zur US-Wahl abzugeben, das machen schon genug andere, und besser. Sondern, um vielleicht einen Weg aufzuzeigen, der dir helfen kann, mit der kollektiven Verunsicherung umzugehen: nämlich deine Rolle zu kennen, deine Aufgabe, deinen Platz, dein individuelles Talent oder Licht, das hier einen Unterschied macht.
Und zu wissen, wo dein Platz nicht ist, wo ein Platz Zeit- und Energieverschwendung für dich persönlich wäre, auch wenn vielleicht andere an dir herumzerren und Erwartungen an dich stellen, dass du dich für die eine oder andere Sache einsetzen, dich engagieren oder empören sollst. Weil, wenn du nicht für ihre Sache bist, du ja sonst dagegen sein musst. Was würde es z. B. bringen, wenn ich als jemand, der schon die kollektive Empörung fühlt, noch meine eigene Empörung draufsetze? Nicht, dass mir das nicht auch passieren würde. Aber es tut mir nicht gut, es brennt mich aus, und mein Körper wird sich bei mir bedanken. Kann ich dann mit meiner Rolle, meinem Archetypen, noch etwas Sinnvolles bewirken? Wohl kaum. Aber bitte nicht falsch verstehen: Für einen anderen Archetypen, eine andere Rolle, wäre es vielleicht genau das Richtige und würde sich vielleicht energetisierend und ermächtigend anfühlen, sich z.B. politisch zu empören.
Vielleicht weißt du, was sich gut und richtig für dich anfühlt, was dein Platz ist, aber vielleicht bekommst du gesagt, du seist ein Traumtänzer, der sich nicht mit den wichtigen Dingen des Lebens auseinandersetzten will? Vielleicht glaubst du das auch selbst ein wenig, weil das, was dich interessiert, doch einfach nicht „groß“ genug sein kann, oder nicht „sinnvoll“ genug wirkt, um einen Unterschied zu machen?
Deine Rolle ist wertvoll!
Vielleicht aber - nur vielleicht - hast du einfach nur eine andere Rolle, eine leisere vielleicht, oder eine, die ihrer Zeit so weit voraus ist, dass sie noch niemand so Recht versteht? Vielleicht kannst du halt kein Preisschild dranhängen und sagen: schau, meine Rolle ist so und so wertvoll! Vielleicht bist du ein Brückenbauer, der Frieden und eine Brücke des Bewusstseins bringen will zwischen Gruppen, die seit Jahrhunderten verfeindet sind? Vielleicht ist es deine Aufgabe, ein Buch in diese Welt zu bringen, das gar kein „nützliches Sachbuch“ ist, aber viele Menschen an eine uralte Tradition, eine Idee oder ein altes Bewusstsein erinnert – die diese Erinnerung dann wiederum weitertragen können in die Welt. Vielleicht wäre es eine Verschwendung deiner Energie und deiner ganz individuellen Talente, etwas zu tun, was dein Umfeld für "das Richtige" hält? Egal, ob im Umgang mit politischen Wahlen oder ganz allgemein in deinem Leben?
Dieser Artikel ist kein politischer Kommentar, keine Einordnung des Weltgeschehens, kein Versuch, Halt zu finden in einer Welt des Wandels. Nein, er soll dich im Gegenteil an den einzigen Weg erinnern, der dir wirklich Halt geben kann: den zu dir selbst. Das ist kein egozentrisches Ego-Geschwafel, sondern logisch: du musst wissen, wer du bist, um einen Unterschied machen zu können. Und dass dieses Gefühl des "Purpose", dass du nur in dir selbst finden kannst, das ist, was dir Halt gibt. Gerade, wenn um dich herum jeglicher Halt wegbricht.
Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass wir uns in turbulenten Zeiten des Umbruchs befinden, und dass es noch viel rumpeliger und chaotischer werden wird. Aber wenn du dich am Dienstag gefragt hast, wie zur Hölle du auf dieser Trump-Timeline gelandet bist - oder auch, wenn du einfach nur so Angst vor der Zukunft hast, dann glaub mir: du bist hier, weil du hier einen Unterschied machen kannst. Finde heraus, wie.
Wenn du keine Ahnung hast, was deine Rolle hier ist oder du noch Schwierigkeiten damit hast, zu glauben, dass du überhaupt eine haben könntest, Fang klein an. Gehe einfach den ersten Schritt zu dir selbst. Egal ob du anfängst täglich zu beobachten, was dein Herz zum Singen bringt (mehr dazu in meinem Artikel Know thyself! Wie du dich selbst kennenlernst), mit Bewusstseinsarbeit loslegen willst (z.B. mit der Trancearbeit oder einer Aufstellung) oder gleich tiefer in die Mysteries einsteigen willst (dazu empfehle ich dir meinen Adventskalender 2024), nimm diesen Artikel als Ermutigung, und geh den ersten Schritt. Denn du wirst gebraucht.