Juni 14

3 Situationen, in denen es besser ist, (noch) keine Entscheidung zu treffen

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3 Situationen, in denen es besser ist, (noch) keine Entscheidung zu treffen

Bewusstseinsarbeit | 14. Juni 2024

Entscheidungen sind quasi unser täglich Brot, denn wir treffen jeden Tag hunderte davon: schon wenn der Wecker morgens klingelt, geht es los: drücke ich die „Snooze“-Taste oder springe ich direkt aus dem Bett? Frühstück oder kein Frühstück? Brauche ich eine Jacke oder nicht? Nehme ich das Fahrrad oder den Bus? Vielleicht spuken währenddessen noch ganz andere Fragen in meinem Kopf herum…soll ich die Ausbildung noch machen oder nicht? Kann ich mir die Investition leisten oder nicht? Soll ich mich bei meiner Freundin, mit der ich mich gestritten habe, melden oder nicht? Selten machen wir uns bewusst, dass es diese Entscheidungen sind, die unser Leben in die gewünschte Richtung lenken, oder davon weg. Und gleichzeitig kann man sich nie NICHT entscheiden, denn auch KEINE Entscheidung zu treffen, ist eine Entscheidung. Und warum und vor allen Dingen WANN gerade das – KEINE Entscheidung zu treffen - manchmal der richtige Weg sein kann, dazu möchte ich heute schreiben – denn ganz oft sind es diese Entscheidungen, die wichtige Veränderungen in unser Leben bringen können - oder eben nicht.

1. Du bist emotional aufgewühlt und/oder gestresst

Aus einem gestressten Zustand heraus – wir Psychologen würden sagen, aus einem Zustand des „Hyperarousal“ - also der Übererregung - lässt es sich logischerweise nicht gut Entscheidungen treffen. In diesem Zustand sind wir im Überlebensmodus. Das heißt in der Regel, dass dein Gehirn und Körper damit beschäftigt sind, zu entscheiden, ob du kämpfen („fight“), wegrennen („flight“) oder doch lieber in Schockstarre verharren sollst („Freeze“). Manche sagen, dass in unserem heutigen sozialen System auch noch der Überlebensmodus „fawn“ hinzukommt. Dabei verfallen wir ins „people-pleasing“ und Gefallen-wollen, und machen uns selbst klein, um eine potentiell bedrohliche negative Reaktion beim Gegenüber zu vermeiden. Dass wir aus diesen vier Überlebensstrategien heraus nicht unbedingt die besten Entscheidungen treffen, liegt auf der Hand. Tatsächlich kann es sein, dass dein Nervensystem chronisch überreaktiv ist, z.B. aufgrund von Traumata oder Stress. Und das ist gar nicht so selten, denn die meisten von uns leben nicht als Eremiten im Wald, oder sonst irgendwie im Einklang mit den natürlichen Rhythmen der Natur und achten auch sonst recht wenig auf die Basics, die das Nervensystem regulieren, wie z.B. die Atmung. Das kann also deine Fähigkeit, für dich und deinen Weg gute Entscheidungen zu treffen, massiv und langfristig beeinträchtigen. Dann geht es grundsätzlich natürlich erstmal darum, ein Gefühl von Sicherheit herzustellen und deine Fähigkeit zur Regulierung deines Nervensystems zu trainieren, z.B. durch die Arbeit mit einem Nervensystem-Coach, durch somatische Arbeit oder eine Traumatherapie. Aber auch kurzfristiger Stress oder einfach wenn du „ganz normal“ emotional aufgewühlt bist, besteht die Gefahr, dass deine Urteilsfähigkeit eingeschränkt ist und sich dein Fokus aus deiner normalen Mitte heraus verschiebt – und du zum Beispiel extreme Entscheidungen triffst, die du sonst nie getroffen hättest. Zum Beispiel könnte es sein, dass du „alles hinschmeißt“ und einen Job kündigst oder ein Projekt verlässt, deinen Partner mit Worten oder sogar physisch verletzt oder auch einfach Dinge sagst, die du sonst nicht sagen würdest. Wenn du also in so einem Zustand bist – warte mit großen folgeschweren Entscheidungen, bis du dich wieder in deinen persönlichen „Normalbereich“, deine grüne Zone, herunterreguliert hast.

2. Du hast dich gedanklich „festgebissen“

Vielleicht hast du schon zu lange über die Entscheidung und alle verfügbaren Informationen nachgedacht, oder du gehst die Dinge generell eher „mit dem Kopf“ an – das ist nicht grundsätzlich falsch, aber einseitig. Und kann dazu führen, dass du dich in Sackgassen verrennst, weil du die immer gleichen Gedanken immer wieder denkst – und trotzdem nicht loslassen kannst. Die Antwort hierauf ist denkbar einfach: loslassen. In der Umsetzung aber oft gar nicht so einfach. Und dieses Loslassen erfordert etwas ganz Wichtiges: die Fähigkeit, zu vertrauen, dass die Antwort schon kommen mag. Und die Fähigkeit, mit dem Gefühl umzugehen, die Antwort jetzt eben gerade noch nicht zu wissen. Oder mit dem Gefühl umzugehen, dass wir nicht alles wissen können, was wir für eine perfekte Entscheidung eigentlich bräuchten - was wiederum erfordert, dass wir eine Art Ur-Vertrauen entwickeln und das Gefühl von Unsicherheit, das Gefühl des Nicht-alles-vorher-wissen-Könnens aushalten lernen müssen. Dieses Gefühl mögen wir oft nicht, schließlich lernen wir von klein auf, dass es besser ist, wenn wir Dinge wissen und wenn wir die Antworten auf Fragen kennen, die uns gestellt werden. Und jeder von uns hat schonmal eine Entscheidung bereut, weil sich hinterher herausgestellt hat, dass eine andere vielleicht besser gewesen wäre. Das „Sich-gedanklich-festbeißen“ kann also auch das Resultat davon sein, dass du zu denjenigen gehörst, denen viel ZU bewusst ist, dass die Richtung, die dein Leben nimmt von jeder deiner Entscheidungen abhängt. Und das bremst dich in den berühmten „Paralysis-by-Analysis“-Zustand rein, also einen Zustand, bei dem du vor lauter Analysiererei wie gelähmt bist. Und gar keine Entscheidung triffst oder treffen kannst. Die Antwort könnte jetzt lauten, sich einfach zu entscheiden, einfach um aus der Lähmung rauszukommen. Letztendlich haben aber der Zustand der Lähmung, das „Sich-nicht-entscheiden-Können“, das Gedankenkreisen, die Angst vor Unsicherheit oder die Angst vor einer „falschen“ Entscheidung, und das mangelnde Ur-Vertrauen alle dieselbe Ursache: sie alle sind ein Symptom dafür, dass du nicht mehr mit dir selbst verbunden bist, dass du den Kontakt zu dir selbst verloren hast. Das ist manchmal nur kurzfristig oder zeitweise so, vielleicht weil wir viel Stress hatten, zu viel von uns verlangt haben, überfordert sind oder auch einfach nur mal eine Nacht zu wenig geschlafen haben. Vielleicht ist es aber auch ein chronischer, langfristiger Zustand, z.B. weil du in einer toxischen Beziehung, vielleicht mit einem Narzissten, dich selbst und deine Bedürfnisse komplett aus den Augen verloren hast. Vielleicht ist es aber auch ein anspruchsvoller Job, der dich extrem fordert, und verhindert, dass du überhaupt auf deine Bedürfnisse achten kannst. Ein Job im Schichtdienst vielleicht, einer mit vielen Nachtschichten, oder ein Job, bei dem du viel unterwegs bist, vielleicht auch international viel reist, Jetlag und Flugreisen inklusive. Auch diese Dinge können einen langfristig aus der eigenen Mitte, den eigenen Bedürfnissen „heraustrainieren“. Und dann versucht das Ego mit noch mehr Kontrolle etwas zu ersetzen, was eigentlich aus einer guten Verbindung mit dem Selbst ganz natürlich entstehen könnte: nämlich diesen klaren Impuls, was die richtige Entscheidung wäre. Und natürlich kann die Antwort hierauf nur sein, sich erstmal nicht zu entscheiden, wenn möglich, sondern zunächst wieder Wege zu finden, mit sich selbst in Verbindung zu kommen, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse wieder spüren zu lernen. (Ein paar einfache Methoden, wie du wieder mehr zu dir selbst findest, kannst du z.B. hier finden.) Es kann aber auch – in weniger chronischen Fällen oft völlig ausreichend - ganz einfach bedeuten, einen Spaziergang allein und ohne Ablenkung, also auch ohne Musik oder den Lieblings-Podcast auf den Ohren, draußen in der Natur zu machen, oder auch einfach mal nur eine Nacht durchzuschlafen. Idealerweise aber findest du in den etwas weniger chronischen Fällen etwas, was das gedankliche Loslassen unterstützt – also z.B. eine komplexere Sportart oder andere körperliche Betätigung, die wenig Kapazität zum Grübeln zulässt, weil diese z.B. alle Konzentration fordert (z.B. ein Tanzsport wie Ballett mit komplexeren Schrittfolgen oder Reitsport, bei dem man sich auf die Kommunikation mit einem anderen Lebewesen konzentrieren muss). So etwas hat dann auch den positiven Nebeneffekt, dass du dich vermehrt mit dem eigenen Körper verbindest – und der hat seine ganz eigene Intelligenz, die sich deutlich zeigen kann, wenn du wieder mehr hinhörst: Zeigen dir zum Beispiel deine Magenschmerzen, oder dein Kloß im Hals, was du von einer Situation, einem Menschen oder einer Entscheidung hältst? Der Körper lügt nicht, und ist lange nicht so anfällig für die gedanklichen Verzerrungen, die unsere Intuition oft vernebeln.


3. Du bist zwar grundsätzlich in deiner Mitte, aber du bekommst trotzdem keinen klaren Impuls

Nr. 3 ist tricky. Hier wäre nämlich wichtig zu unterscheiden, ob du keinen klaren Impuls bekommst, weil du dir entweder nur vormachst, dass du keine Klarheit hast, oder dass du in deiner Mitte bist, oder weil der Impuls tatsächlich und ganz wirklich einfach noch nicht da ist – und Letzteres ist tatsächlich manchmal völlig legitim. Manche sagen dazu auch – mit einem bedeutungsvollen Nicken versehen - „divine timing!“, also das göttliche Timing, und dahinter kann die Überzeugung und Anerkennung stehen, dass wir eigentlich halb so viel Kontrolle (wenn überhaupt!) über unser Leben haben, wie wir gerne hätten, und dass es etwas viel Größeres gibt, das unser Leben lenkt, vielleicht unsere Seele oder eine Intelligenz, die hinter allem steht und auf ein positives Ziel hin wirkt. Und dass wir zwar entscheiden können, wie wir auf diese Dinge reagieren, die dann eben in unserem Leben passieren, dass wir das „was“ passiert oder „wann“ etwas passiert, das göttliche Timing also, aber nicht bestimmen können. Und dass manchmal ganz einfach die Zeit nicht reif ist für eine Entscheidung, die wir vielleicht zu früh erzwingen wollten. Die meisten von uns haben sicher schonmal die Erfahrung gemacht, dass sich Probleme durch Abwarten einfach von selbst gelöst haben oder eine Entscheidung einfach herbeigeführt wurde. Man muss also nicht unbedingt an „divine timing“ oder eine göttliche Intelligenz glauben, die alles lenkt, um zu wissen, dass es manchmal schon die richtige Entscheidung sein kann, sich NICHT zu entscheiden, weil einem die Entscheidung durch Abwarten vermutlich ohnehin abgenommen wird (was ja tatsächlich paradoxerweise wieder eine Entscheidung ist, womit wir wieder bei dem Punkt wären, dass wir uns eigentlich nicht NICHT entscheiden können 😉, aber das nur am Rande). Es kann also tatsächlich einfach sein, dass die Zeit für eine Entscheidung nicht reif ist. Und wenn du wirklich in deiner Mitte bist, und du ganz sicher bist, dass die Situationen, die ich unter 1. und 2. oben beschrieben habe, nicht auf dich zutreffen, dann stehen die Chancen gut, dass du das auch gut einschätzen und diesen Zustand auch ganz gut „aushalten“ kannst. Jetzt gibt es aber auch noch die etwas unklareren Situationen. Eine andere Möglichkeit nämlich, warum du vielleicht noch keinen inneren Impuls, kein inneres „Nein“ oder „Ja“ zu einer Entscheidung bekommt, ist die, dass dich irgendetwas blockiert. Es kann sein, dass das, was dich blockiert, die Angst vor den Konsequenzen deiner Entscheidung ist. Vielleicht versuchst du, vor einer Entscheidungssituation wegzulaufen oder diese zu ignorieren – vielleicht, weil du eigentlich weißt, welche Entscheidung die Richtige wäre, dir die Veränderung oder die Konsequenzen der Entscheidung Angst machen und du dich dann lieber hinter scheinbarer Verwirrung oder Unsicherheit „versteckst“. In solchen Situationen höre ich von meinen Klienten (oder mir selbst 😉) oft Sätze wie „Ich bin verwirrt und weiß nicht, was richtig ist.“, „Vielleicht ist das Problem ja ein ganz anderes, vielleicht bin ich das Problem“, „Vielleicht brauche ich einfach nur noch Information x oder y, vielleicht kann mir mein Berater, Therapeut oder Partner diese eine Sache erklären, die ich noch verstehen muss, bevor ich mich entscheiden kann….“ usw. Hier ist ganz wichtig, zu erkennen, dass du in diesem Moment eben nicht in deiner Mitte, nicht gut mit dir selbst in Verbindung bist. Ein Zustand der Verwirrung ist IMMER ein Zeichen dafür, dass du nicht gut mit dir selbst im Kontakt bist. Wenn du mit dir und deiner Seele, deiner tieferen Weisheit in Verbindung bist, bist du nicht verwirrt. Du bist klar und fühlst dich friedlich, einfach in deiner Mitte. Daran kannst du den Unterschied erkennen. Diese Situationen zu erkennen bedeutet letztlich, der Wahrheit ins Auge zu blicken, sich des eigenen Widerstandes bewusst zu werden, und sich nichts mehr vorzumachen. Denn diese Situationen lösen sich durch Abwarten, das Sammeln neuer Informationen, oder das Wiederkäuen und In-einem-neuen-Licht-Betrachten alter Informationen leider oft nicht. Hier liegt die einzige wirklich befreiende Antwort darin, in die Handlung zu kommen – sich zu entscheiden und diese dann konsequent umzusetzen. Weitere Informationen oder Bestätigungen deines erweiterten Bewusstseins benötigst du hier eigentlich nicht, auch wenn es dir so vorkommen mag. Im Gegenteil, hier wird die Suche nach weiteren Antworten und Bestätigungen eher zur Falle, die dich von dem ablenkt, was eigentlich jetzt relevant wäre.

Wenn du zu einer Entscheidung gedrängt wirst...

Noch ein Wort zum Schluss: Es gibt natürlich Situationen, in denen du absolut eine klare Entscheidung treffen musst. Das ist zwar meist offensichtlich, weil die Situation es erfordert. Aber auch hier gilt, dass wir uns manchmal zu einer Entscheidung drängen lassen, weil jemand zum Beispiel eine von uns fordert und wir die Person nicht enttäuschen möchten – okay, das ist eigentlich Situation 4, in der es besser sein kann, sich (noch) nicht zu entscheiden - insbesondere, wenn gleichzeitig noch Situation 1, 2 oder 3 zutreffen. Oft ist es absolut möglich, klar zu kommunizieren, dass man sich im Moment noch nicht entscheiden kann und noch Zeit benötigt. Solange man hier transparent ist, haben die meisten Menschen absolut Verständnis dafür. Und falls nicht, muss ohnehin oft das grundsätzliche Verhältnis zu der Person überdacht werden bzw. in diesen Fällen gibt es dann oft ein tieferliegendes Problem.

Wenn du immer noch keine Klarheit hast...

Ich hoffe, dir hat dieser Artikel ein wenig helfen können, Klarheit in deine Entscheidungssituation zu bekommen, oder dich vielleicht auch dazu motiviert, an deiner Verbindung mit dir selbst zu arbeiten, um insgesamt bessere und klarere Entscheidungen treffen zu können. Wenn du jetzt jedoch unsicher bist, ob du dich bei 1, 2 oder 3 einordnen würdest, immer noch keine Klarheit hast oder es sich um eine größere oder komplexere Entscheidung handelt, die du schon länger mit dir herumträgst – und die vielleicht auch ein Lebensthema von dir berührt, kann es hilfreich sein, gezielter mit deinem erweiterten Bewusstsein zusammenzuarbeiten, um eine Lösung zu bekommen. Auch wenn du unsicher bist, ob du vielleicht lediglich die Konsequenzen deiner Entscheidung fürchtest, von der du eigentlich schon weißt, wie sie aussehen sollte, kann es sinnvoll sein, mit deinem erweiterten Bewusstsein zu arbeiten, um innere Widerstände zu überwinden und wieder klarer zu sehen, zum Beispiel durch eine Trancereise oder eine Aufstellung. Oder du vereinbarst einfach einen kostenlosen Kennenlern-Call mit mir, und wir schauen gemeinsam, ob ich dich bei deiner Entscheidung oder der Verbindung mit deinem erweiterten Bewusstsein unterstützen kann.


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